Texte zur Wallfahrt 2006 − "Seht, dort ist ER"
Impulse zum Rosenkranz
Freudenreiche Geheimnisse
…Jesus, den du, o Jungfrau, (in Betlehem) geboren hast
Seht, dort ist Er! Er der Neugeborene. Das Kind auf das die Welt blickt kommt durch Maria in unsere Welt. Seht, dort ist Er, der unser Heil sein will. Er, der sich erniedrigt, um mit uns auf dem Weg durch das Leben zu sein. Schauen wir auf Ihn!
…den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
"Für sein ganzes Leben sei er dem Herrn geweiht." In dieser Gesinnung bringen Maria und Josef das Kind im Tempel dar: Seht, da ist Er! er der Mittler zwischen Gott und den Menschen. Durch Taufe und Firmung sind wir mit Jesus verbunden. Auch wir sollen Menschen zu Jesus, zu Gott hinführen. Eine wichtige Aufgabe, denn an Jesus entscheidet sich das ewige Schicksal der Menschen.
…den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast
"In dem sein, was meinem Vater gehört" bedeutet hier: mit ganzer Hingabe und Ausschließlichkeit für das Wort und den Willen des himmlischen Vaters dazusein. Gerade das ist ja charakteristisch für Jesu späteres Verhalten und seine ständige Forderung. "Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden." Fragen auch wir immer wieder nach dem Willen Gottes und trachten wir ihn zu erfüllen. Dies ist der Ausdruck unserer Liebe zu Gott.
Schmerzhafte Geheimnisse
…der für uns Blut geschwitzt hat
Jesus ringt mit der Todesangst; er ist ja auch wahrer Mensch. Zwar wird ihm die Angst nicht genommen, aber er kann sie betend durchstehen. Die Ölberg-Szene ist eine dringende Aufforderung zum Gebet, besonders, wenn das Leid zur Versuchung wird, das Vertrauen auf Gott zu verlieren; doch schon den alltäglichen Versuchungen sollte man durch Gebet widerstehen.
…der für uns gegeißelt worden ist
Oft waren die Lederriemen mit Bleikugeln und Schafknöchelchen versehen, die die gegeißelten Körperstellen völlig wundschlugen, ja manchmal brach man bei der Geißelung den Opfern Schlüsselbein oder Rückenwirbel. "Sie waren von Geißeln zerfleischt, dass es dem Henker davor ekelte. Bei manchem waren die Eingeweide im Leib zu sehen." So wurde die furchtbare Tortur der Geißelung beschrieben. Jesus an der Geißelsäule: "Seht, dort ist Er": Vorbild der Geduld und Feindesliebe.
…der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
Seht, dort ist Er: Jesus als Spottfigur: einen verblichenen roten Soldatenmantel um die wunden Schultern, eine Dornenkrone auf dem Kopf, ein Rohr in den Händen. Die Soldaten beugen zum Hohn die Knie, schlagen Jesus mit dem Rohr aufs Haupt und spucken ihm ins Gesicht: "Sei gegrüßt, König der Juden!" Diese Szene macht deutlich, was das ganze Leben Jesu war: eine unbegreifliche Erniedrigung. "Er erniedrigte sich und wurde gehorsam bis zum Tod"
…der für uns das schwere Kreuz getragen hat
Der Kreuzweg war zwar nur etwa 300 Meter lang, aber Jesus war von den vorangegangenen Martern so erschöpft, dass die Soldaten Simon von Zyrene zwingen mussten, Jesus das Kreuz abzunehmen. Wirkliche Gemeinschaft mit Jesus kann man nur haben, wenn man - wie Simon - das Kreuz aufnimmt: "Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." Jesus konnte sein Kreuz nicht allein tragen. Wieviel mehr brauchen die Menschen die Hilfe anderer.
…der für uns gekreuzigt worden ist
Die Kreuzigung war die grausamste und schändlichste Hinrichtungsart, die das Altertum kannte. Die Hände wurden am Querbalken angenagelt: Die großen Nägel wurden durch die Handwurzel getrieben, Blut quoll aus den Wunden, ein Zittern ging durch den gemarterten Leib. Die Füße wurden angenagelt. Der Gekreuzigte hing zwischen Himmel und Erde. Seht, dort ist er, der für uns, für unsere Sünden gekreuzigt worden ist.
Eucharistiefeier
Fürbitten:
1. Für alle, die an Gott zweifeln, dass sie an ihrem unerfüllten, gescheiterten Dasein nicht zerbrechen, sondern Menschen finden, durch deren Hilfe sie einen Neustart wagen.
2. Für die Politiker, dass sie in ihrer verantwortungsvollen Arbeit das Wohl aller Menschen im Auge haben und sich stets für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
3. Für uns alle, dass wir in Fürsorge und gegenseitiger Achtung durch das Leben gemeinschaftlich gehen.
4. Für alle Verstorbenen, besonders für alle verstorbenen Kevelaerpilger, lass sie den ewigen Frieden in deinem Reich finden.
Kreuzweg
1.Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
Am Beginn des langen, schmerzhaften Kreuzwegs steht Jesus vor Pilatus und vor der grölenden, aufgehetzten Menge, die seinen Tod fordert. Sie zeigen mit dem Finger auf ihn und beschimpfen ihn – Seht, dort ist Er!
Er, der Messias, der König der Juden. In ein Prunkgewand gekleidet und mit einer Dornenkrone gekrönt steht er vor ihnen. Als Gespött der Menge steht er da.
Pilatus führt ihn vor die Hohenpriester und das Volk: "Seht, hier ist Er. Ich finde keine Schuld an ihm." Doch die Menschen sind nicht aufzuhalten. Sie haben politische Gründe oder sind in ihren Erwartungen an Jesus enttäuscht worden und wollen nun seine Kreuzigung um jeden Preis. Eingeschüchtert durch die tobende Masse liefert Pilatus Jesus schließlich zur Kreuzigung aus.
Jesus steht allein in der Menschenmenge, die sich ihn als Opfer ausgewählt hat. Seht, dort ist Er! Er, der verspottet, beleidigt, beschimpft, bespuckt wird.
Wie oft suchen wir uns Opfer, um von eigenen Fehlern abzulenken, indem wir dem Anderen noch größere Fehler unterstellen?
Wie oft suchen wir uns Opfer, um selber besser dazustehen, indem wir den Anderen diskriminieren?
Wie oft suchen wir uns Opfer, aus Angst um unseren Platz in der Schule, der Arbeit, der Gesellschaft?
Herr unser Gott, Jesus hat für uns die Schuld auf sich genommen. Hilf uns heute mit Blick auf Ihn, zu eigenen Fehlern zu stehen und uns keine Opfer zu suchen auf die wir unsere Schuld abwälzen.
6. Station: Veronica reicht Jesus das Schweißtuch
Die Soldaten bahnen Jesus einen Weg durch die gaffende Menge. Dicht an dicht stehen die Menschen und sehen zu, wie Jesus das schwere Kreuz trägt. Jeder will einen Blick erhaschen, sie recken ihre Köpfe um ihn sehen zu können. "Seht dort ist Er! Er der Gotteslästerer, der gesagt hat er sei der Sohn Gottes. Jetzt bekommt er seine Strafe!"
Doch nicht alle sehen nur zu. Eine Frau drängt sich durch die Masse bis zu Jesus hin- Veronica. Sie reicht Jesus das Schweißtuch. Er drückt sein Gesicht hinein. Es entsteht der Abdruck seines Gesichtes auf dem Tuch. In diesem Abdruck sind all die Schmerzen und das Leid des schon zurückgelegten Weges. Jesus gibt Veronica das Tuch zurück und für einen Moment treffen sich ihre Blicke. Ein Augenblick der Ruhe, ein kurzer Moment, in dem die Schmerzen vergessen sind. Jesus gibt mit dem Tuch auch einen Teil seiner Schmerzen ab. Für einen Moment kann er das Leid, die Qualen mit jemandem teilen.
Seht, dort ist Er, Jesus; doch ist er wirklich in dieser Situation der Wichtigste? Oder ist es Veronica? Ist nicht Sie es die unsere Aufmerksamkeit hat? Sie, die den Mut aufbrachte nicht nur dabei zu stehen und zu gaffen, sondern sich durchkämpfte und Jesus mit ihrer Geste einen Moment beistand?!
Auch heute brauchen wir immer wieder Menschen wie Veronica es damals war. Jemand der sich traut zu einem zu stehen und ihm beizustehen; der sich entgegen aller Widerstände zu uns bekennt. Auch wenn alle anderen nur dabeistehen oder womöglich noch draufschlagen.
Wir trauern um einen lieben Menschen, eine Ehe ist in die Brüche gegangen, oder uns quält die Sorge um die Familie oder den Arbeitsplatz. Da brauchen wir Menschen wie Veronica, die uns beistehen, die sagen: "Ich bin da wenn du mich brauchst!"
Wir sehen Intoleranz, Diskriminierung, Armut, Gewalt. Da sollten wir Menschen sein wie Veronica, die sagen: "Ich bin da wenn man mich braucht!"
Oft reicht schon ein Blick oder eine Geste, die uns zeigt, wir sind nicht allein und es ist jemand da, der unsere Schmerzen teilt.
Herr, unser Gott, wir bitten Dich, lass uns Anderen in schwierigen Zeiten eine Stütze sein und öffne uns die Augen um zu erkennen wann sie unsere Hilfe benötigen.
Wenn wir einmal am Ende sind sei du bei uns und steh uns bei.
9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Seht, dort ist Er! Seht, dort liegt Er!
Zum dritten Mal liegt Jesus im Schmutz. Die Last des Kreuzes unerträglich - erdrückend. Die gaffende Menge am Wegesrand ergötzt sich an seinem Leid, an seinen Schmerzen: "Seht, dort ist Er!" Kann er nochmals das schwere Kreuz heben und aufstehen? Zum dritten Mal heißt: Das Maß des Leidens ist voll. Nichts hat Jesus ausgelassen. All unsere Leiden und all unsere Schuld hat er getragen. Wer dreimal fällt, bleibt schließlich liegen …
Dreimal. Dreimal verleugnet Petrus den Herrn. Dreimal fragt Jesus Petrus: "Liebst du mich?" Dreimal wird Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Dreimal fällt Jesus unter dem Kreuz. Doch Jesus windet sich wieder empor, geht den Weg weiter mit dem schweren Kreuz auf der Schulter. Es ist die Liebe zu uns Menschen, die ihn dazu befähigt.
Jesus ist seinen Kreuzweg gegangen mit allen Konsequenzen. In unseren Schmutz ist er geraten, um uns zu erlösen. Was dagegen sind wir bereit, auf uns zu nehmen, um Menschen zu helfen? Trauen wir uns zu, zu helfen, ja mit dem Anderen dadurch in Berührung zu kommen. Können wir dem, der im Schmutz liegt helfen, oder drehen wir uns weg, oder gaffen wir nur?
Herr Jesus, dir hat Gott die Kraft gegeben, den Kreuzweg zu gehen. Lass es nicht umsonst gewesen sein! Lass uns an deinem Beispiel lernen und reifen.
14. Station: Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt
Jesus ist tot! Seine Freunde und Jünger sind geschockt und traurig. Oft waren sie ihm nachgelaufen, hatten ihm zugehört. "Seht dort ist Er!", so hatten sie oft gerufen, wenn sie ihm wieder zuhören wollten. Doch mit diesem Ausruf war er auch von Pilatus und der Menge verspottet worden. "Seht, dort ist Er, er der von sich sagt, er sei der Sohn Gottes!"
All diese Gedanken der vergangenen Tage gehen Joseph von Arimatäa nun durch den Kopf, als er den Leichnam Jesu vom Kreuz abnimmt, in Leinentücher wickelt und in ein Grab legt. Ein Grab, eine in den Stein gehauene Höhle, die er mit einem Dicken Stein verschließt. Er schließt das Grab Jesu und beschließt damit auch scheinbar das Leben Jesu. Nichts ahnend, dass nach 3 Tagen der Stein scheinbar wie von Geisterhand weggerollt ist, und Jesus aufersteht. Unbegreiflich und unvorstellbar für einen Menschen.
Auch für uns heute ist es schwer begreiflich, sich vorzustellen, wie es nach dem Tod weitergeht. Wie sieht das Leben nach dem Tod aus? Was erwartet uns im ewigen Leben bei Gott?
Herr unser Gott, lass uns den Glauben an dich und das ewige Leben nicht verlieren, so dass wir ohne Angst in die Zukunft blicken können.