Texte zur Wallfahrt 2010 − "Maria, Begleiterin unserer Wege"

Impulse zum Rosenkranz

"Mutter Gottes, wir rufen zu dir", so singen wir auf unserer letzten Etappe heute Nachmittag. In den Anrufungen Marias werden viele Eigenschaften aufgezeigt, die wir mit Maria verbinden. In den kurzen Impulsen zu den Gesätzen werden diese aufgegriffen.

Freudenreiche Geheimnisse
…Jesus, den du, o Jungfrau, (in Betlehem) geboren hast
"Du bist ja die Mutter der Gnade, des ewigen Rates, der geistlichen Stärke, der schönen Liebe." Vier ausdrucksstarke Bilder. Wir haben also jemanden an unserer Seite, die uns zu aller erst einmal Mitgefühl entgegenbringt, uns mit gutem Rat zur Seite steht, uns, wenn wir zweifeln, auffängt und uns völlig uneingeschränkt ihre Liebe schenkt. Können wir uns das heutzutage vorstellen? Wo begegne ich diesen Eigenschaften in meinem Leben?

…Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
"Du bist ja die Herrin des Himmels, die Königin aller Bekenner, der Märtyrer himmlische Fürstin." Kurz: ein Leitbild, ein Vorbild. Sie braucht sich nicht an irgendetwas zu klammern, nicht einmal an ihren Sohn, und ist fraglos trotzdem Herrin der Lage. Das ist bei uns meist nicht so einfach. Wenn wir etwas haben, worüber wir uns freuen, dann wollen wir es erst einmal behalten, es nicht gleich wieder aus den Händen lassen − nur so fühlen wir uns sicher.

…Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast
"Du Reis aus der Wurzel Jesse, Arche des Neuen Bundes, Pforte des himmlischen Reiches." Das sind Bilder, die einen Neuanfang aufzeigen. Nach einem einschneidenden, schockierenden Ereignis, wie es das Verschwinden Jesu für Maria und Josef sicherlich war, können wir uns dennoch Marias warmen Empfang für Jesus vorstellen, als sie ihn wieder bei sich hatte. Gelingt uns das heute? Wo fällt es mir schwer, einen neuen Anfang zu machen?

Schmerzhafte Geheimnisse
…Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat
"Du bist ja die Zuflucht der Sünder, Trösterin der Betrübnis, Mutter aller Erlösten." Wer eine geliebte Person in der Situation gesehen hat, wie es Maria mit Jesus erging, nachdem er von den Soldaten gefangen genommen wurde, der ist anschließend viel besser in der Lage, ehrlichen Trost zu geben und sich in die Verzweiflung oder Trauer anderer hinein zuversetzen. Häufig erst durch die eigene Erfahrung wird uns die ganze Tragweite von schmerzhaften Ereignissen bewusst.

…Jesus, der für uns gegeißelt worden ist
"Dich lobet die heilige Kirche, die Menschen auf Erden, die Kirche auf Erden." Qual und Lobpreisung in einem Atemzug zu nennen wirkt herausfordernd. Jesus, und durch ihn Maria, haben menschenunwürdige Qualen durchlitten, die wir uns kaum vorstellen können und wollen. Und doch besteht in diesem Fall ein sehr enger Zusammenhang. Für uns musste Jesus kaum ertragbare Schmerzen auf sich nehmen. Unvergänglicher Lob und Dank, die die Kirche durch uns ausdrückt, sind die mindeste konsequente Reaktion.

…Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
"Verheißen im Wort der Propheten, Morgenstern unserer Zukunft, Begleiterin unserer Wege." Maria wird angekündigt. Sie wird uns versprochen. Sie weist uns den Weg. Sie ist stets bei uns. Und, man könnte beinahe sagen als Dank, misshandeln wir ihren einzigen Sohn und machen uns über ihn lustig. Wir, die Menschen. Natürlich, damals war Marias Rolle vielen vielleicht noch nicht so klar. Aber ist das eine gute Entschuldigung? Wann sehen wir auf Geschehnisse zurück, mit der Einsicht, dass wir mit unserem jetzigen Wissen damals ganz anders gehandelt hätten?

…Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat
"Du Beistand, vom Herrn uns gegeben, hilfreicher Schutz aller Menschen, du trugst unser aller Beschwerden, du kennst unser Mühen und Sorgen." Ja, das Bild ergibt einen Sinn. Maria, die uns von Gott gesendet wurde, uns Jesus geschenkt hat und durch ihn auch für uns eine schützende Mutter geworden ist und unsere Sünden mitgetragen hat. Durch ihre gut nachzuvollziehenden, menschlichen Sorgen und Probleme können wir uns vorstellen, dass sie uns versteht.

…Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist
Tod. Das bedeutet zunächst ein Ende − völlige Hoffnungslosigkeit und wie es weitergehen soll ist auch erst einmal unklar. Maria wusste jedoch schon durch Jesus, wie sie weitermachen soll, denn er hatte ihr eine neue Verantwortung gegeben: "Frau, siehe, dein Sohn". Diese Aussicht auf eine Zukunft kann Maria uns heute noch weitergeben. "Du Lichtstrahl im Dunkel der Tage, Zuflucht in Not und Betrübnis, Sinnbild beständiger Hoffnung."


Eucharistiefeier

Kyrie
Christus, du hast uns deine Mutter als Weg−Begleiterin an die Seite gestellt.

Ihre Liebe zu dir soll uns Richtschnur sein.

Sie hat Gottes Auftrag demütig angenommen und dich bis zum Ende deines Weges begleitet.

Tagesgebet
Maria, Begleiterin unserer Wege, sieh gnädig auf uns. Sei bei uns alle Tage. Lass die Kraft deiner Liebe, in der sich Jesus bis zu seinem Tod geborgen fühlte, auch für uns erfahrbar werden. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Fürbitten
Herr Jesus Christus, deine Treue hast du uns zugesagt und uns dem Schutz deiner Mutter empfohlen. Deshalb bitten wir dich:
1. Maria hat dich auf all deinen Wegen, besonders auf dem schwersten, begleitet. Lass uns die Stärke und Geborgenheit spüren, mit der sie auch uns umgibt.

2. Wir durften gestern auf dem Weg die Erfahrung teilen, was es bedeutet, zu begleiten und begleitet zu werden. Schenke uns die Fähigkeit, diese Erfahrung weiterzugeben.

3. Ihr Glaube hat Maria mit Hoffnung und Zuversicht ihren Lebensweg gehen lassen. Gib den Kranken und Notleidenden Stärke im Glauben und Vertrauen auf dich, dass sie sich begleitet und nicht allein gelassen fühlen.

4. Wenn Zweifel und Ungewissheit uns überkommen, brauchen wir Sicherheit und Stabilität. Schenke deiner Kirche Zusammenhalt und begleite sie auf dem Weg in die Zukunft.

5. Schenke uns Anteil an dem festen Vertrauen auf Gottes Wege, das Maria ein Leben lang gestärkt und getragen hat. Lass uns teilhaben an ihrem tiefen Glauben an dich.

6. Maria hatte trotz eigener nicht immer leichter Lebensumstände einen Blick für ihre Mitmenschen. Lass uns erkennen, wenn wir gebraucht werden und öffne unsere Augen für die Bedürfnisse anderer.

7. Unser Leben wird häufig vom Alltag bestimmt. Gib uns die Ruhe, ab und zu einen Augenblick inne zu halten und deine Gegenwart zu spüren, in uns und untereinander.


Kreuzweg

1.Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
Sie rufen, er ist ein Lügner. Sie rufen, er soll sterben. Sie rufen, er hat unseren König verraten. Sie rufen, er soll ans Kreuz. Sie rufen, nach unserem Gesetz muss er sterben. Doch was rufen sie da? Ich rufe, er sagt die Wahrheit. Ich rufe, er soll leben. Ich rufe, er hat niemanden verraten. Ich rufe, er soll nicht ans Kreuz. Ich rufe, was für ein Gesetz.
Wissen sie, über wen sie da so reden? Sie reden über meinen Sohn, mein Fleisch und Blut. Würden diese Menschen so reden, wenn es ihr Kind wäre? Ihr ein und alles, das, was sie neun Monate im Bauch getragen haben. Das Kind, dem sie laufen und sprechen beigebracht haben. Wissen sie, wie es ist, wenn das eigene Kind einen anlächelt, und wie es ist, wenn es das erste Mal Mama und Papa sagt? Wie es ist, wenn man den Herzschlag von seinem Baby unter seinem eigenen spürt? Nein, das wissen sie nicht, sonst würden sie nicht so reden und handeln.
Gebet:
Mutter Gottes, du Begleiterin unserer Wege, du weißt wie es ist, wenn andere das, was man so liebt, so beschuldigen. Wir Menschen beschuldigen auch oft und schnell und unüberlegt, ohne zu vermuten, wie tief wir unsere Mitmenschen damit verletzen. Hilf uns, immer wieder das richtige zu sagen und zu tun um den anderen nicht zu verletzen.

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
Die Menge steht wie eine Mauer vor ihr. Doch ruhig und zielstrebig drückt Maria sich Reihe um Reihe weiter. Gleich wird Jesus an ihr vorbei durch die schmale Gasse zwischen den vielen Menschen gehen und sie weiß, dass sie jetzt zu ihm muss, denn auf dem Rest des Weges wird sie es nicht noch einmal schaffen, so weit nach vorne zu kommen. Sie hört schon die lauten Rufe der Soldaten, die Jesus den Weg frei machen. Schließlich steht sie in der vordersten Reihe. Intuitiv hebt Jesus seinen Blick und begegnet den Augen seiner Mutter. Er hat die ganze Zeit ihre Nähe gespürt. Jetzt ist er trotzdem froh, sie noch einmal zu sehen, die Gewissheit zu haben, dass sie ihn auf seinem schwersten Weg begleitet, auch wenn er sie gleich wieder aus den Augen verliert.
Wegbegleiter − Familie, derer helfenden Hände wir gewiss sein dürfen; Freunde, die für uns da sind; gute Bekannte, die immer wieder ein Stück unseres Lebensweges mit uns gehen. Doch so selbstverständlich ist das nicht. Wie oft gibt es Situationen, in denen Menschen, die uns nahe stehen, leiden − und wir weichen ihnen aus, statt hin zu gehen. Ein guter Bekannter ist schwer erkrankt und wir meiden den Kontakt, weil wir nicht wissen, was wir sagen sollen. Ein Todesfall in der Familie eines guten Freundes und wir weichen ihm aus, weil wir Angst haben, das Falsche zu sagen oder zu tun. Aber gerade da werden wir gebraucht. Genau in diesen Augenblicken zählt unsere Nähe, unser Kontakt. Dort ist unsere Wegbegleitung unglaublich wichtig.
Gebet:
Herr, du hast uns mit Maria ein Vorbild geschenkt. Gib uns den Mut, so wie Maria andere Menschen zu begleiten, besonders, wenn sie unsere Hilfe brauchen. Stärke uns, wenn wir zögern und nicht wissen, was wir tun können. Schenke uns Zuversicht und Hoffnung, und öffne unsere Augen für die Situationen, in denen wir gebraucht werden. Sei du mit uns Wegbegleiter.

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Einmal ist ihr Sohn schon gefallen. Zusammengebrochen unter der Last des Kreuzes. Und sie, Maria, konnte nichts tun, konnte ihm nicht helfen. Ihm, ihrem eigenen Sohn. Musste zusehen, wie er sich den langen Weg bis nach Golgatha hinauf quälte. Doch was ist das? Auf einmal bahnt sich eine Frau ihren Weg durch die Menge. Es ist Veronika. Sie durchbricht die Mauer der Gefühllosigkeit und Gleichgültigkeit und geht auf ihren Sohn zu. Sie reicht ihm ein Tuch. Für einen Moment kann Jesus stehen bleiben. Er sieht Veronika an und sein Blick sagt ihr, wie kostbar diese kleine belanglose Geste war. Auch wenn Maria nur von Ferne zusehen kann, muss es für sie sein, als ob Veronika ihr selbst geholfen hätte. Welchen Mut bringt diese Frau auf? Bringt sich selbst in Lebensgefahr, nur um das Leiden ihres Sohnes etwas zu mildern.
Viel zu selten zeigen auch wir diesen Mut wie Veronika. Wir sagen oft genug: "Es hat ja sowieso keinen Sinn. Ich alleine kann doch gar nichts ausrichten." Doch auch die kleinste Geste, der kleinste Dienst kann Zeichen einer großen Liebe sein.
Gebet:
Mutter Gottes, gib auch mir den Mut, wie Veronika, mit meinen zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen. Seien sie in den Augen meiner Mitmenschen auch noch so gering. Wandle mein Herz und befreie mich von der Ichsucht, damit ich die Not des Nächsten erkenne. Darum bitte ich dich durch Christus unseren Herrn. Amen.

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen
"Weint nicht über mich. Weint über euch und eure Kinder." Das sagt er zu ihnen, diesen fremden Frauen. Er tröstet Frauen, die um ihn weinen. Sie stehen am Wegrand und hören die Schreie von den Menschen, die ihn sterben sehen möchten. Sie weinen, und die anderen möchten diesen Mann tot am Kreuz sehen. Diese Rufe werden keinen Kompromiss zulassen. Einen Kompromiss, der es zulässt, dass er lebt, dass alles nicht so grausam zu Ende gehen wird. Doch was ist mit mir? Ich bin seine Mutter. Müsste er nicht mich trösten? Doch er tröstet mit so viel Liebe diese Frauen.
Ja, diese Frauen brauchen ihn. Und ich glaube und hoffe, dass Gott weiß, wo der Weg hingeht. Ich habe einen so starken Sohn, dass er, wenn er am Boden ist, immer noch diese Frauen tröstet, ihnen Mut macht, ihnen zeigt, alles hat seinen Sinn, auch wenn sie es jetzt nicht sehen können.
Gebet:
Mutter Gottes, dein Sohn war so stark, dass er sogar in seinen schlimmsten Stunden noch fremde Frauen tröstet. Vielleicht fehlt uns gelegentlich diese Stärke, die dein Sohn hatte. Doch lass uns mit deiner Hilfe auch diese Stärke haben um zu merken, wann Menschen unseren Trost brauchen.
10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt

14. Station: Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt
"Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei." (Johannes 19,39-42)
Unsere Freunde legen den Leichnam meines Sohnes Jesus in das Felsengrab. Traurig und ratlos sind wir alle! Jesus hat es selbst erfahren: Leben, leiden, sterben, Tod und Grab! Warum? Endet alles im Dunkel? Ist der Tod das Letzte? Löscht der Tod all das Gute, Schöne und Sinnvolle aus? Das kann doch nicht sein... Nein, ich war vor der Geburt von meiner Mutter umgeben, in ihrem Leib, ohne sie zu kennen. Dann brachte sie mich zur Welt, und ich kenne sie nun und lebe mit ihr. So, glaube ich, sind wir als Lebende von Gott umgeben, ohne ihn zu kennen. Wenn wir sterben, werden wir ihn erfahren, so wie das Kind seine Mutter, und mit ihm sein. Warum sollten wir den Tod fürchten? Die grenzenlose Liebe Gottes ist eben doch viel größer als die Macht des Todes.
Gebet:
Herr, unser Gott, lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir heute lieben, heute vertrauen, heute danken. Lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir ein weises Herz gewinnen und dich einst erkennen, wie du wirklich bist.